Das Jahr 2020 hat uns pandemiebedingt Grenzen aufgezeigt, die wir für gewöhnlich gerne hinter uns lassen. Wo wir sonst in die große, weite Welt aufbrechen, waren wir plötzlich auf unsere eigene Umgebung beschränkt. Wir suchten uns neue Hobbys oder es verschlug uns in der eigenen Region in die Natur. Aber wieso nicht einfach beides miteinander verbinden?
In diesem Beitrag erfährst du, welche Nahrungsmittel du in Deutschland im Freien sammeln kannst, welche besonders lecker sind, wo du sie findest und auf was du dabei achten musst.
Nahrung in der Natur sammeln: Das gilt in Deutschland
Möchtest du Nahrung wie Beeren, Pilze und Kräuter sammeln, die nicht auf deinem Grundstück wachsen, ist in Deutschland Vorsicht geboten.
Gerade bei Obstbäumen gilt, dass das Obst pflücken darf, wem der Baum gehört. Selbst wenn du Obst von überhängenden Ästen pflücken möchtest, ist das verboten. Sollte Obst auf dein Grundstück fallen, dann gehört es jedoch dir. Da das bei Obst am Wegrand selten der Fall ist, solltest du davon absehen, Früchte zu pflücken oder zu Boden gefallenes Obst einzusammeln. Hast du tolle Obstbäume entdeckt, dann klär am besten direkt ab, wem diese gehören, auf wessen Grundstück sie stehen und ob das Pflücken oder Aufsammeln erlaubt ist.
Handelt es sich tatsächlich um wilde Bäume, die niemandem gehören und die auf öffentlichen Flächen stehen, ist das Pflücken der Früchte in kleinen Mengen zum eigenen, privaten Gebrauch gestattet.
Das ist bei Pilzen, Kräutern & Beeren erlaubt
Etwas anders sieht es bei Beeren, Pilzen & Wildkräutern aus. Hier spielt es keine Rolle, ob sie auf privaten oder öffentlichen Flächen stehen. Solange diese nicht kultiviert angebaut werden, dürfen sie in kleinen Mengen und zum privaten Gebrauch gepflückt werden. Möchtest du Nahrungsmittel sammeln, um sie anschließend zu verkaufen, ist dies nicht gestattet – und kann mit einer teuren Strafe enden.
Beachte außerdem: Viele Wälder in Deutschland befinden sich in privatem Besitz. Also auch hier gilt wieder, dass das Pflücken und Sammeln nur mit der Erlaubnis des Waldbesitzers gestattet ist.
Wichtig zu wissen!
Neben den rechtlichen Fragen gibt es auch einige andere Dinge zu beachten.
- So ist der Fuchsbandwurm in Deutschland verbreitet, weshalb gesammelte Nahrungsmittel stets gründlich zu waschen und/oder zu kochen sind. Das Risiko ist zwar nicht mehr so groß, wie es vor ein paar Jahren war, mit dem Fuchsbandwurm ist aber auch heutzutage nicht zu spaßen.
- Meide Futterplätze von Wildtieren. Sind Kräuter, Pilze und Beeren angefressen, solltest du hier besser nicht sammeln. Achte auch auf Kot und Kotreste und halte aus gesundheitlichen Gründen Abstand von solchen Plätzen.
- Agrarflächen sind tabu. Abgesehen davon, dass auf diesen häufig Gülle gespritzt wird, können Kräuter & Co. auch mit Pestiziden belastet sein.
Wildkräuter in Deutschland ernten
Kräuter haben ab März oder April Saison und das bis weit in den Herbst hinein. Du findest sie vor allem auf Wiesen, im Wald oder am Waldrand eher selten. Besonders gerne gesammelt werden folgende Pflanzen:
Spitz- und Breit-Wegerich
Spitz-Wegereich kann roh verzehrt oder auch als Tee aufgekocht werden können. Blüten und Knospen sowie die Samen und Früchte lassen sich jedoch erst im Sommer oder Herbst verwenden. Selbst die Wurzeln sind zum Verzehr geeignet. Breit-Wegerich lässt sich wie Spinat verarbeiten oder einmachen.
Giersch, Löwenzahn und Brennnessel
Giersch und Löwenzahn sind ebenfalls nahezu das gesamte Jahr über verwerten. Beide eignen sich unter anderem für einen Salat und lassen sich auf der Wiese oder am Waldrand finden. Brennnessel können wie Spinat gekocht und verzehrt werden. Auch als Tee, Pesto oder zum Würzen sind die Blätter hervorragend geeignet. Allerdings gilt es hier zunächst den Brennhaaren zu Leibe zu rücken – die Brennnessel hat ihren Namen schließlich nicht von ungefähr.
Vorsicht bei Bärlauch
Bärlauch schmeckt zwar hervorragend und kann ebenfalls ab März geerntet werden, ist aber leicht mit giftigen Pflanzen zu verwechseln. Verwechslungsgefahr besteht mit der Herbstzeitlose, dem Maiglöckchen und dem Aronstab. Da eine Verwechslung sogar tödlich enden kann, pflücke und verzehre Bärlauch nur, wenn du dir ganz sicher bist. Einen Hinweis kann dir der knoblauchartige Geruch bieten, der entsteht, wenn du die Blätter verreibst.
Pilze sammeln: Was deutsche Wälder hergeben
Während viele Hemmungen haben, Pflanzen wie Spitz- und Breit-Wegerich oder Brennnesseln in der Natur zu sammeln und zu verwerten, gehört das Sammeln von Pilzen für viele im Sommer und Herbst dazu. Pilze haben etwa von Mitte Juli bis Mitte Oktober Saison.
Regional solltest du unabhängig von verschiedenen gesetzlichen Auflagen darauf achten, nicht zu viele Pilze aus dem Wald zu dir zu nehmen. Gerade in Süddeutschland, vornehmlich im Bayerischen Wald, in den Alpen und im Pfälzer Wald sind Pilze bis heute durch den Unfall im Kernkraftwerk Tschernobyl radioaktiv belastet. Die Belastung fällt unterschiedlich stark aus. Laut Bundesamt für Strahlenschutz lagern vor allem Maronenröhrlinge, Semmelstoppelpilze und Schnecklinge Cäsium-137 ein.
Pfifferlinge & Steinpilze
Besonders beliebt sind Pfifferlinge und Steinpilze, die von Juni bis September Saison haben. Doch diese Köstlichkeiten zu finden, ist nicht einfach. Sammler, die ein Gebiet gefunden haben, geben ungern preis, wo sich dieses befindet. Die besonders aromatischen Pilze sind hervorragend für Gerichte wie Jägerschnitzel oder zu Knödeln geeignet.
Champignons
Heutzutage kommen Champignons aus dem Supermarkt meist aus der Zucht. Aber auch im Wald und auf Wiesen können Champignons in den Sommermonaten gelegentlich noch gefunden werden. Gesammelt werden sie häufig deshalb nicht, weil sie leicht mit giftigen Pilzarten verwechselt werden können. Sammelst du statt eines Champignons einen Knollenblätterpilz oder einen Karbol-Egerling / Giftchampignon, könnte aus dem Pilzgenuss sogar eine tödliche Angelegenheit werden.
Beeren aus der Natur
Wie Kräuter und Pilze lassen sich in Gesamtdeutschland auch zahlreiche Beeren finden. Die meisten Beeren schmecken roh herrlich, eignen sich aber auch für einen Kuchen oder eine Torte oder lassen sich verkochen und zu Marmelade, Saft und mehr weiterverarbeiten. Da auch hier die Gefahr des Fuchsbandwurms besteht, sollten im Wald und auf Wiesen gepflückte Beeren unbedingt gründlich gewaschen und/oder gekocht werden.
Waldhimbeere
Die Waldhimbeere trägt ab Juni Früchte. Es handelt sich um eine aromatische Frucht, die deutlich intensiver schmeckt als die ebenfalls beliebte Walderdbeere. Allerdings lieben nicht nur menschliche Gaumen Waldhimbeeren. Deshalb solltest du jede Frucht vor dem Verzehr unter die Lupe nehmen: Würmer finden die Waldhimbeere nämlich ebenfalls ganz toll!
Johannisbeeren
Ebenfalls ab Juni lassen sich Johannisbeeren pflücken. Auf Kuchen und zu Saft oder Marmelade verarbeitet schmecken die leicht säuerlichen Beeren hervorragend.
Brombeere
Ab Juli findest du am Waldrand wilde Brombeeren. Diese eignen sich für Marmelade, Säfte und vieles mehr. Achte darauf, dass du Brombeeren nur dann pflückst, wenn sie sich leicht vom Strauch lösen lassen. Dann sind sie wirklich reif. Wie die meisten weichen Früchte solltest du Brombeeren aber auch möglichst schnell verarbeiten. Sie halten nur gut zwei Tage.
Holunderbeeren
Der Holunder ist vergleichsweise spät dran. Die Beeren können erst im September/Oktober geerntet werden. Roh sollte der Holunder nicht verzehrt werden. Zu Saft verarbeitet entwickelt er sich zu einem wahren Power-Drink. Auch Marmelade lässt sich aus Holunderbeeren herstellen. Möchtest du schon früher etwas vom Holunder haben, kannst du die Blüten zu Likör verarbeiten.
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Was möchtest du in diesem Jahr in der Natur sammeln? Hast du schon Ideen für leckere Rezepte mit Pilzen, Kräutern und Beeren?