Was ist eigentlich typisch deutsches Essen? Unterwegs in Deutschland erfährst du es. Reisen bedeutet schließlich immer auch Genuss – und dafür sind nicht nur atemberaubende Landschaften und spektakuläre Geheimtipps zuständig, sondern auch die regionale Küche. Dabei musst du nicht weit fahren. Denn auch typisch deutsche Gerichte bergen so manche Überraschung. Lehn dich zurück, entspann dich, und komm mit auf eine Gourmetreise durch die deutschen Bundesländer.
Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern – bodenständige Exotik
Das nördlichste Bundesland besticht mit seinen Küsten, rauen Landschaften, endlosen Dünen und einer vom Meer geprägten Küche. Dabei überrascht so manche Spezialität, die im Rest des Landes weitgehend unbekannt ist.
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Labskaus
Man nehme typisch deutsches Essen und mische es einmal durch: Fertig ist der Labskaus. Die vorwiegend in Norddeutschland beliebte Spezialität besteht üblicherweise aus Kartoffeln, Gurken, Rote Beete und Pökelfleisch, alles zu einem Brei verarbeitet. Was weniger appetitlich klingt, ist – richtig zubereitet – eine wahre Köstlichkeit. Labskaus war einst ein Seemannsgericht, praktisch für lange Überfahrten. Denn Lebensmittel ließen sich nur begrenzt konservieren, sodass eingelegte Zutaten die beste Wahl waren. Heute ist das Gericht ein Must-try auf einer Reise in Deutschlands Norden.
Schnüsch
Das Wort Schnüsch bedeutet so viel wie „durcheinander“ und ist Programm. Es handelt sich um einen Gemüseeintopf, für den meist grüne Bohnen, Erbsen, Kartoffeln, Karotten und Kohlrabi verwendet werden. Sie werden in Milch gekocht, die für das typische cremige Aroma sorgt. Besonders beliebt ist die Schnüsch in der Grenzregion zu Dänemark. Der nordische Nachbar kennt den Eintopf unter dem Namen Snysk.
Rote Grütze
In Norddeutschland und Teilen Westfalens ist Rote Grütze mehr als ein Dessert: Die „Rode Grüdd“ kommt in Schleswig-Holstein mitunter auch als süßes Hauptgericht auf den Tisch. In Roter Grütze stecken zerkleinerte rote Beeren, die mit Stärke aufgekocht werden. So entsteht die typische „Grütz“-Konsistenz.
Tüften un Plum
Aus Mecklenburg-Vorpommern stammt dieses Rezept für Suppen-Liebhaber*innen. Es besteht aus den klassischen Zutaten Kartoffeln, Lauch, Weißkohl, Karotten und Pflaumen (Plum). Sie verleihen dem herzhaften Eintopf eine süße Note. Übrigens: Tüften bedeutet auf Mecklenburger Platt Kartoffeln.
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Deutsche Küche aus Berlin & Brandenburg
So international sich die deutsche Hauptstadt auch präsentiert – regionale deutsche Spezialitäten gibt es en masse. Die deutsche Küche Berlins ist herzhaft, deftig und trägt so manchen humorvollen Namen.
Hoppel Poppel
„Popelige“ Reste verbrauchen, bevor sie „hopps“ gehen – das steckt hinter dem Namen, der durchaus mit Augenzwinkern zu interpretieren ist. Einst landete einfach alles, was Speisekammer oder Kühlschrank hergaben, in der Hoppel-Poppel-Pfanne. Heute gehören Kartoffeln, Eier, Schinken und Speck zu den Fix-Zutaten. Hoppel Poppel ist damit das Pendant zum Bauernfrühstück, ebenfalls ein typisch deutsches Essen.
Beamtenstippe
Stippe bedeutet auf Berlinerisch so viel wie Sauce. Die Bezeichnung stammt aus einer Zeit, als Beamte ein Dasein als arme Schlucker fristeten. Die Zutaten sind simpel: Aus Hackfleisch, Zwiebeln, Brühe, Tomatenmark und Gewürzgurken entsteht die Stippe, die perfekt zu Kartoffeln passt. In der Hauptstadt begegnet dir das Gericht mitunter auch als Lehrer- oder Schneiderstippe.
Berliner Luft
Der ganz besondere Duft der sprichwörtlichen Luft hat zwei Bedeutungen: Bestellst du im Restaurant Berliner Luft, erwartet dich meist ein luftig lockeres Dessert. In der Köstlichkeit vereinen sich Eigelb, Eischnee, Zucker, Zitronensaft und Gelatine zu einem süßen Traum, der mit Himbeersauce verfeinert wird. In der typischen Berliner Eckkneipe serviert dir der Wirt dagegen ein Schnapsglas mit klarer Flüssigkeit. Berliner Luft ist nämlich auch ein Pfefferminzschnaps. Die Spirituose aus der DDR hat heute Kultstatus. Sie wurde von niemand geringerem als Sergej Schilkin erfunden, dem Sohn des offiziellen Spirituosenlieferanten für das russische Zarenhaus. Der übersiedelte in den 1920er-Jahren nach Berlin-Kaulsdorf und eröffnete dort eine Brennerei.
Nordrhein-Westfalen – Deftige Küche mit und ohne Fleisch
Traditionelle deutsche Gerichte findest du in Nordrhein-Westfalen zuhauf. Wir haben uns auf die regionalen Highlights konzentriert, die du bei einer Tour durch den Teutoburger Wald, Rheinland, Ruhrpott und Sauerland nicht verpassen solltest.
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Blindhuhn
Weder ein blindes noch ein sehendes Huhn steckt in diesem Eintopfgericht – stattdessen findest du darin geräucherten Speck, Äpfel, Birnen, grüne und weiße Bohnen. Der spannende Mix aus herzhaftem und süßem Aroma machen den westfälischen Geheimtipp zu einem kulinarischen Highlight. Bereits im 19. Jahrhundert galt es als Nationalgericht Westfalens.
Halve Hahn
So mancher Gast im Rheinland schaute nach der Bestellung eines Halve Hahns schon fassungslos auf seinen Teller. Darauf liegt nämlich kein halbes Hähnchen, sondern ein Roggenbrötchen mit Käse, Senf und saurer Gurke. Vor allem in den Altstadt-Kneipen von Köln und Düsseldorf steht es praktisch auf jeder Karte. Der Name geht der Legende nach auf den Streich eines Kölner Köbes, Kellner eines Kölner Brauhauses, zurück. Der servierte auf Anordnung besagte Brötchen statt der bestellten halben Hähne.
Grünkohl mit Pinkel
Zugegeben, sonderlich appetitlich klingt es nicht. Dafür schmeckt es umso besser. Pinkel ist eine geräucherte Grützwurst, die dem Kohlgemüse den typisch deftigen Geschmack verleiht. Grünkohl bestellst du regional auch als Winterkohl, Braunkohl oder, im hohen Norden Deutschlands, als Friesenpalme. Erste Überlieferungen von Grünkohl mit Pinkel stammen aus dem 16. Jahrhundert. Heute ist es ein traditionelles Herbst- und Wintergericht. Das schmeckt am besten nach einem ausgedehnten Spaziergang durch den Teutoburger Wald.
Hessen – typisch deutsche Gerichte mal anders
Regionale Spezialitäten und typisch deutsches Essen serviert man in Hessen mitunter mit Musik. In diesem Fall handelt es sich dabei jedoch nicht um ein Konzert. Nach Sightseeing in Frankfurt, Trekkingtouren durch den Spessart oder Kultur-Action in Kassel solltest du die folgenden typisch deutschen Gerichte nicht verpassen.
Nesterhebbes
Aus dem nordhessischen Braunfels, der übrigens für seinen abwechslungsreichen Tierpark bekannt ist, stammt dieses rustikale Gericht. In einem Knödelteig aus rohen und gekochten Kartoffeln steckt saftiges Hackfleisch. Ursprünglich sollte der Teig das Fleisch vor dem Lehensherren verbergen, denn es wäre dafür eine Abgabe auf Vieh-Erzeugnisse fällig gewesen. Der köstliche Geschmack war einst ein Bonus. Heute lockt es so manchen Nachahmer an. In der Pfalz im benachbarten Bundesland Rheinland-Pfalz bestellst du die Spezialität als „hoorische Knepp“.
Apfelgulasch
Gulasch aus Äpfeln? Falsch. In Hessen kocht man das aus Ungarn stammende Gericht mit Äppelwoi. Traditionell bereitest du es aus Rind- und Schweinefleisch zu, dazu kommen bei diesem Rezept Paprika und Tomate. Alles wird scharf angebraten und mit Apfelwein abgelöscht. Das Gericht begegnet dir in ganz Hessen, insbesondere im Frankfurter Raum.
Handkäs mit Musik
Beim Hand-Käse scheiden sich die Geister. Nach einer Citytour durch Frankfurt solltest du dennoch eine Kostprobe wagen. Wir sind sicher: Du wirst positiv überrascht sein. Wer zum Käse eine Kapelle erwartet, wird enttäuscht. „Musik“ kommt in den Käse, indem er in einer Marinade aus Essig und Öl eingelegt sowie mit Salz und Pfeffer abgeschmeckt wird. Der Ursprung des Namens ist übrigens weniger köstlich als der Käse selbst: „Musik“ meint die Geräusche, die beim Verdauen der Zwiebeln entstehen.
Saarland – klein und fein kulinarisch unterwegs
Das kleinste deutsche Bundesland ist kulinarisch stark vom benachbarten Frankreich geprägt – doch nicht nur.
Dibbelabbes
Saarbrücken gehört mit Sicherheit zu den unterschätzten Landeshauptstädten Deutschlands. Die romantische Altstadt und das Saarufer sind eine Reise Wert – und machen hungrig. In einer Saarbrücker Gaststätte bestellst du beim Entspannen Dibbelabbes, ein herzhaftes Kartoffel-Omelette mit Dörrfleisch, Speck, Lauch und Zwiebeln. „Dibbe“ bedeutet auf Saarländisch übrigens „Topf“, „labbes“ sowie viel „Laib“.
Thüringen – Süßes aus dem Südosten
Bei einer Reise durch den Osten Deutschlands erwartet dich nicht nur die deutsche Küche Berlins – auch der Süden hat hier so manches Highlight zu bieten.
Mooskuchen
In der DDR durfte Mooskuchen auf keinem Kindergeburtstag fehlen. Im Rest der Republik ist er eher unbekannt. Mit Moos hat er nichts zu tun. Auf den Blechkuchen mit einem Topping aus saurer Sahne gehört als Finish eine Schicht Kaffeepulver – und die sorgt für den „Moos-Look“. Mit etwas Glück steht der Kult-Kuchen in traditionellen Cafés in Erfurt, Weimar, Jena oder Gera auf der Karte.
Baden-Württemberg – deutsche Nationalgerichte neu interpretiert
Ein Städtetrip nach Stuttgart, eine Auszeit am Bodensee – und ein typisch deutsches Essen. Im Süden der Republik erwartet dich da so manche Überraschung.
Gaisburger Marsch
Traditionelle deutsche Gerichte bestehen häufig aus Kartoffeln, Rindfleisch und Brühe. Im Schwabenländle dürfen Spätzle dazu nicht fehlen – und fertig ist der Gaisburger Marsch, ein Eintopf für kalte Tage, entspannte Stunden und großen Hunger.
Kirschmichel
Ist es ein Dessert oder ein Hauptgericht? Fest steht, dass die Süßspeise aus dem Süden einfach ein Lieblingsessen ist. Das besteht aus Kirschen, einem Teig aus altbackenen Brötchen, Butter, Eiern und Milch.
Bayern – deutsche Spezialitäten auf rustikale Art
Die bayerische Küche ist weltbekannt. Doch kennst du auch diese regionalen Highlights?
Blaue Zipfel
Durch das Bad im heißen Essig-Weißweinsud erhalten die Bratwürste die namensgebende blaue Farbe und ihr typisches Aroma. In Franken serviert man sie traditionell am Mittag des 24. Dezember. In Restaurants und Kneipen findest du sie hingegen zu jeder Tages- und Jahreszeit.
Bärwurz
Nach einem deftigen bayerischen Essen serviert man in der Oberpfalz einen Bäzwurz. Der klare hochprozentige Schnaps wird aus der gleichnamigen Pflanze gewonnen. Man sagt ihm eine heilende Wirkung nach. Fest steht: Nach einem Bärwurz wird dir mit Sicherheit warm ums Herz.
Bayrisch Creme
Milch, Eigelb, Zucker und Sahne vereinen sich zu einem cremigen Dessert – dem krönenden Abschluss eines rustikalen bayerischen Dinners. Der Legende nach stammt das Rezept aus dem 14. Jahrhundert und wurde von Isabeau der Schönen kreiert, einer Tochter des Bayernherzogs Stephan.