Ein typisches englisches Frühstück beziehungsweise das traditionelle Full English Breakfast ist geradezu ein nationaler Mythos in Großbritannien. Für dieses nahrhafte und meist warme Mahl lässt man sich an einem ausgewählten Morgen viel Zeit, um einen perfekten Start in den Tag zu haben. Wenn du dich für einen Urlaub mit Hotel in London, Manchester, Liverpool, Brighton und Co. entscheidest, ist ein klassisches englisches Frühstück meist im Übernachtungspreis inbegriffen.
Du bedienst dich dann am Büffet bei den kleinen Bratwürstchen, frittierten Champignons, Baked Beans, Bacon, Eiern in diversen Variationen, Toast und Butter. In vielen Cafés und Restaurants kommen diese Speisen direkt als Set an deinen Tisch. Dazu gibt es traditionell Earl Grey mit einem Schuss Milch – andere Frühstücksfans bevorzugen entgegen der britischen Tradition starken Kaffee. In diesem Artikel erfährst du mehr über das typische englische Frühstück, aus welchen Zutaten es besteht und wo du es am besten probieren kannst.
Typisches englisches Frühstück: ein 800 Jahre altes Ritual
Die Geschichte des englischen Frühstücks soll mehr als 800 Jahre alt sein. Vor allem in den ländlichen Regionen nahmen die Bauern damals nur zwei Mahlzeiten am Tag zu sich. Entsprechend musste die morgendliche Nahrungsaufnahme herzhaft sein und Energie für die schwere Feldarbeit liefern. Im gregorianischen und viktorianischen Zeitalter wurde das Breakfast dann zu einem echten Politikum.
Wir befinden uns bereits in der Industriellen Revolution und die Gesundheit der Bevölkerung wurde zunehmend wichtig, um mehr produzieren zu können. Aus Kolonien wie Indien kam in dieser Epoche der schwarze Tee zum Essen hinzu. Seither ist es geradezu ein Ritual, am Morgen viel aufzutischen und teils sogar die Familie am Wochenende zu sich einzuladen.
Wie ist die richtige Speisefolge beim Full English Breakfast?
Ein wirklich traditionelles englisches Frühstück hat eigentlich mehrere Gänge und beginnt mit einem frischen Saft und Obst. Meist werden Orangen, Pflaumen und Grapefruit angeboten. Danach gönnt man sich etwas Müsli mit Milch, Cornflakes oder Porridge. Bei vielen klassischen „Caffs“, den britischen Working Class Cafés, lässt man diesen Teil aber weg und geht gleich zum Hauptgang des klassischen englischen Frühstücks über.
Warm und frittiert: Eier und Speck
Spiegeleier und gebratener Speck sind einer der wichtigsten Bestandteile des englischen Frühstücks – ohne sie geht es nicht. Auf den Speisekarten diverser „Caffs“ kannst du dir die Anzahl der Eier aussuchen und individuell gebratenen Speck hinzufügen. Gerne werden auch Spiegelei oder pochierte Eier bestellt. Auf dem Teller wird diese Komponente dann auf 3:00 Uhr platziert – du kannst sie aber natürlich auch näher zu dir herandrehen.
Gegrillte Tomaten und Pilze
Die Tomaten und Pilze geben dir am Morgen einen ordentlichen Vitaminschub und versorgen dich mit Energie. Sie dürfen bei keinem englischen Frühstück fehlen und sind natürlich auch bei den veganen Varianten dabei. Beide Zutaten werden in der Pfanne kross angebraten. Meistens verwenden die Köche Champignons oder Portobellos.
Kohlenhydrate und Proteine: Hash Browns, Toast und Baked Beans
Mit Kohlenhydraten versorgen dich beim English Breakfast die Hash Browns, die man auf Deutsch auch als Kartoffelröstis bezeichnen kann. Diese passen auf der Gabel perfekt mit den weißen Bohnen in Tomatensauce, den Baked Beans, zusammen. Alternativ platzierst du die Bohnen einfach auf deinem Buttertoast und mit einem Happs sind sie im Mund.
Würstchen und Black Pudding
Auch typisch für ein originales englisches Frühstück sind die kleinen Schweinefleischwürstchen. Mittlerweile werden diese in der Pfanne gebratenen Snacks auch aus Pute, Huhn, Rind oder vegan angeboten. Nicht jedermanns Geschmack ist der Black Pudding. Wer aber auch sonst nichts gegen Blutwurst und Grütze einzuwenden hat, sollte ihn unbedingt zum englischen Frühstück probieren.
Abwandlungen des englischen Frühstücks in Großbritannien: Irish, Scottish, Welsh Breakfast
Wenn du dich so auf den Speisekarten der englischen „Caffs“ und „Pubs“ umschaust, wirst du neben dem englischen Frühstück häufiger Bezeichnungen wie „Irish Breakfast“, „Scottish Breakfast“ und „Welsh Breakfast“ finden. Es handelt sich um Abwandlungen des englischen Klassikers mit regionaltypischen Zutaten aus anderen Regionen. Zudem werden die vegetarischen und veganen Varianten im Königreich immer beliebter.
Was ist ein Irish Breakfast in England?
Das Full Irish Breakfast ist in England mindestens genauso beliebt wie das englische Original. Es ähnelt in vielen Teilen der britischen Version, beinhaltet aber meist Soda-Brot und Kartoffelbrot anstelle des typischen Toasts. An die Stelle der Champignons rücken häufiger die Feldpilze aus Irland. Abgesehen davon sind alle anderen Klassiker wie Black Pudding, Eier, Würstchen, Bacon und Baked Beans auch hier mit von der Partie.
Scottish Breakfast: die rustikale Variante
Rauere Gegenden sorgen auch für herzhaftere Mahlzeiten – und das bereits zum Frühstück. Da es in England viele schottische Einwanderer gibt, ist das Scottish Breakfast bis nach London vorgedrungen. Neben den auch in England typischen Bestandteilen Bacon, Eier, Würstchen, Baked Beans und Buttertoast gehören hier Stornoway Black Pudding, die quadratisch geschnittene Lorne-Wurst und Haggis auf den Teller.
Mehr Nähe zum Meer: das Welsh Breakfast
Bei einem walisischen Frühstück (Brecwast Ilan Cymreig) kommen zu den meist fleisch- und gemüselastigen Speisen einige Meeresspeisen hinzu. Diese Eigenheit hat sich erst im 21. Jahrhundert herausgebildet und wird vor allem vom Algenpüree Bara lafwr sowie den Herzmuscheln getragen. Bei exquisiteren Varianten serviert man dir sogar geräucherte Forellen.
Wo bekommt man das beste English Breakfast in Großbritannien
Zu den beliebtesten Orten, an denen du dir ein typisches englisches Frühstück in London und anderen Städten des Vereinigten Königreichs sichern kannst, gehört der „Greasy Spoon“, zu Deutsch: fettiger Löffel. Dieser Begriff bezeichnet ein kleines, preisgünstiges Restaurant, das eine Reihe an klassischen Frühstücksspeisen zubereitet.
In England sind die Greasy Spoons außerdem als „Caffs“ bekannt und bieten dir ein authentisches Frühstückserlebnis. Die Caffs gelten als eher bodenständig und möchten nahe an der Arbeiterklasse sein. Du solltest also keine gehobene Küche in gediegenem Ambiente erwarten. Wenn du danach suchst, gibt es aber diverse Restaurants und Hotels, die dich mit einem etwas edleren englischen Frühstücksmenü verwöhnen. Hier sind einige Tipps für Orte, um original englisches Frühstück in London zu essen.
Kennington Lane Cafe: gemütlicher Geheimtipp in Vauxhall
Authentischer, traditioneller und stereotypischer als das Kennington Lane Cafe geht es beim englischen Frühstück in London eigentlich nicht. Die kleine Schlemmerecke befindet sich in Vauxhall auf der Südseite der Themse. Vor deinem Rundgang bei den Sehenswürdigkeiten von Westminster am gegenüberliegenden Ufer der Vauxhall-Brücke kannst du dich hier mit den Finessen der britischen Küche stärken.
Das Kennington Lane Cafe ist dabei ein Geheimtipp und ein alter Bekannter zugleich. Seit mehr als 20 Jahren bereiten die Besitzer neben klassischen Speisen auch vegetarische und vegane Alternativen mit mediterranem Einschlag zu. Das klassische Breakfast Set kostet hier um die 7,50 bis 11,00 £ (rund 8,50 bis 12,50 €). Unter der Woche kannst du bereits ab etwa 07:30 Uhr einkehren, am Samstag ab circa 08:00 und am Sonntag ab etwa 09:00 Uhr.
Regency Cafe: Filmikone in der Nähe von Westminster
Wenn du das Regency Cafe besuchen und hier ein traditionelles englisches Frühstück genießen möchtest, musst du eventuell etwas warten. Da dieser Greasy Spoon als Kulisse für etliche britische Streifen wie Layer Cake, Brighton Rock und Pride diente, stehen viele Fans Schlange. Das lohnt sich insofern, als dass du echte britische Traditionsküche in einem stylishen Art-déco-Ambiente aus den 50er- und 60er-Jahren freuen darfst.
Geöffnet hat dieses „Caff“ täglich außer Sonntag ab etwa 07:00 Uhr und befindet sich dabei in der besten Lage, um in der Nähe auf Entdeckungstour zu gehen. Bis zur berühmten Westminster Abbey sind es nur 10 Min. zu Fuß. Von dort aus erreichst du dann auch sehr schnell die Houses of Parliament mit dem Big Ben, den Buckingham Palace, den St James Park und die Tate Gallery.
Nordlondon und East End Caffs: traditionelle Arbeiterrestaurants
Das East End ist der traditionelle Arbeiterdistrikt, der sich vor allem im 18. und 19. Jahrhundert um die Brick Lane, Whitechapel und nördlich der Docks herausgebildet hat. Später kamen viele Einwanderer aus Indien, Afrika und Bangladesch hinzu. Mittlerweile werden die Wohnungen in diesem Borough durchaus preisintensiver. Dennoch findest du hier weiterhin echte Arbeitercafés, in denen man das herzhafte Englische Frühstück in uriger Atmosphäre genießt. Dasselbe gilt für die nördlich angrenzenden Bezirke.
Das Workers Cafe auf der Upper Street in Islington ist eines der sehr authentischen Arbeiter-Caffs. Es erinnert in Stil und Habitus an die frühe sozialistische Bewegung und hat im Vergleich durchaus akzeptable Preise. Einkehren kannst du bereits ab etwa 07:30 Uhr. Etwas weiter im East End ist das E Pellici auf der Bethnal Gree Road seit dem Jahr 1900 eine echte Legende. Es bietet neben britischem Essen auch einige italienische Spezialitäten an. Das Grounded London auf der Whitechapel Road gilt ebenfalls als gute Option, um authentisch und etwas moderner zu speisen. Man versteht sich hier eher als hip, trendbewusst und bietet frische, ökologische sowie vegetarische Zutaten an. Die Preise liegen bei 10,50 bis 12,00 £ (circa 12,00 bis 14,00 €) pro Frühstücksmenü.
Englisches Frühstück vegan genießen: Vegology
Kompromisslos ohne Fleisch wird im Londoner Restaurant Vegology im Borough Hounslow in Westlondon gekocht. Das gilt auch für den Morgen, an dem man dir ein exzellentes englisches Frühstück vegan oder vegetarisch serviert. Mit Sauerteigbrot, Veggie-Würsten, Tofu-Scramble anstelle von Eiern und reichlich Pilzen werden schmackhafte Alternativen geschaffen.
Im Vergleich zu den klassischen „Caffs“ gibt es das Frühstück hier etwas später. Unter der Woche öffnet man um circa 10:00 Uhr und am Wochenende um etwa 09:00 Uhr. Das volle Set kostet in diesem Restaurant etwa 8,50 £ (circa 10,00 €). Da sich das Lokal auf dem Weg zum Airport Heathrow befindet, kannst du hier auch vor dem Rückflug auf ein letztes Englisches Breakfast vor der Heimreise einkehren.
Die günstige Variante, die du überall findest: Wetherspoon‘s
J D Wetherspoon wird in England liebevoll als „Spoons“ bezeichnet und ist die Restaurant- und Pub-Kette, die vermutlich jeder Brite seit seinen Studententagen ins Herz geschlossen hat. Der Besitzer hat auf der Insel mehr als 900 Filialen eröffnet, in die du fast rund um die Uhr einkehren kannst. Am Abend sitzt man hier beim frisch gezapften Ale zusammen und morgens stärkt man sich beim Full English Breakfast.
Allein in London wirst du dutzende „Spoons“ mit stets derselben Qualität und extrem günstigen Preisen beispielsweise an der Victoria Station, am Leicester Square und am Charing Cross finden. Das englische Frühstück wird etwa ab 08:00 Uhr serviert und die Preise dafür beginnen bei etwa 4,00 £ (circa 4,50 €) für die kleine Portion mit Baked Beans, Bacon, Hash Browns, Spiegelei und Wurst. Vegetarische und vegane Versionen sind ebenfalls verfügbar.
Du willst andere Küchen probieren: Hier sind unsere Tipps
Abgesehen vom typisch englischen Frühstück kannst du dir international natürlich viele andere morgendliche Delikatessen gönnen – diese sind sogar in einer so internationalen Stadt wie London verfügbar. Erfahre zum Beispiel, was Cornetto und Espresso für das italienische Frühstück bedeuten. Spannende kulinarische Finessen halten außerdem das thailändische Frühstück und das kanadische Essen bereit.