Die französischen Schlösser und Burgen erzählen von einer längst vergangenen Zeit, in der Königinnen und Könige regierten und Ritter ihre Burgfräulein verzauberten. Viele dieser Bauwerke sind in Frankreich zu finden und einige sind weltberühmt. Aber auch die weniger bekannten sind ebenso sehenswert.
Komm mit auf eine Reise in die Vergangenheit und wandle auf den Spuren der französischen Monarchen. Die berühmten Schlösser in Frankreich bestechen durch meisterhafte Baukunst und werden vom Mantel der Geschichte eingehüllt. Lass dich verzaubern bei einer Reise zu den schönsten Burgen und Schlössern Frankreichs.
Die schönsten Burgen und Schlösser nahe Paris
Versailles ist wahrscheinlich eines der berühmtesten Schlösser Frankreichs. Doch in der Nähe von Paris warten noch viele schöne Königshäuser darauf, von dir entdeckt zu werden.
Château de Versailles: ein Juwel der Geschichte
Bis zur französischen Revolution war Schloss Versailles das Epizentrum der royalen Autorität Frankreichs. Unter anderem residierte hier Ludwig XIV., auch bekannt als der „Sonnenkönig“. Die mehr als 700 prunkvollen Räume sowie die weitläufigen Parkanlagen sind ein faszinierendes Beispiel für die französische Monarchie auf ihrem Höhepunkt. Schloss Versailles, das sich ca. 25 km von Paris entfernt befindet, ist ein Besuchermagnet und gehört zu Recht zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Das Schloss beherbergt zudem eine große Kunstsammlung mit über 60.000 Werken, die die französische Geschichte aus mehr als fünf Jahrhunderten erzählt. Ein Besuch in Versailles ist ein Muss, wenn du dich beispielsweise in Paris aufhältst. Doch du kannst natürlich auch direkt nach Versailles reisen und dir ein Hotel in der Nähe des Schlosses suchen.
Château de Vaux le Vicomte, das Vorbild von Versailles
Etwa 45 km südöstlich von Paris steht das stattliche Schloss Vaux le Vicomte, eingebettet in ein rund 33 Hektar großes Gelände. Gebaut wurde es im 17. Jahrhundert von Louis le Vau für Nicolas Fouquet, den höchsten Finanzbeamten König Ludwigs XIV. In dessen Anwesenheit wurde es im August 1661 feierlich eingeweiht. Das Schloss, insbesondere die Gartenanlagen, haben den Bauherren von Schloss Versailles als Inspirationsquelle gedient. Schau dir unbedingt die Gemächer des Königs sowie den Speisesaal und die Küchen an.
Besonders eindrucksvoll sind die Gärten mit ihren Wassergräben, Statuen, Grotten und Wasserfällen. In den Nebengebäuden findest du eine interessante Kollektion an Kutschen und anderen Gefährten aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Wenn du es einrichten kannst, solltest du das Schloss zwischen Mai und Oktober an einem Samstagabend besuchen. Dann werden nämlich Schloss und Garten von unzähligen Kerzen beleuchtet und auch die Besichtigungen finden mit Kerzen statt. Von Paris aus erreichst du das Schloss bequem mit einem Mietwagen.
Château de Chantilly, ein Paradies für Pferdefreunde
In Chantilly, das ca. 40 km nördlich von Paris liegt, erstreckt sich auf rund 115 Hektar Land das riesige Anwesen, das aus dem Schloss, dem Museum Condé, wunderschönen Parkanlagen sowie Reitställen und einem Pferdemuseum besteht. Im Schloss, das aus dem 15. Jahrhundert stammt, haben schon Anne de Montmorency sowie ein Cousin König Ludwigs XIV. gelebt.
Das Museum Condé beherbergt eine Gemäldesammlung, in der unter anderem Werke von Botticelli zu sehen sind. Zum Anwesen gehört auch ein Bauerndorf, das zeigt, wie das bäuerliche Leben früher war. Das Herzstück aber sind die Stallungen in meisterhafter Architektur aus dem 18. Jahrhundert. Regelmäßig finden hier Reitshows und Dressurvorführungen statt. Im Pferdemuseum, das 2013 eröffnet wurde, erwarten dich rund 200 Exponate rund um das Thema Pferd.
Château de Pierrefonds, die unvollendete Burg
Etwa eine Autostunde nördlich von Paris findest du eine eindrucksvolle mittelalterliche Burganlage, die bereits zahlreichen historischen Filmen als Kulisse gedient hat. Früher befand sich an dieser Stelle ein Herrenhaus. Napoleon III. entdeckte 1857 die Ruine und ließ sie vom Architekten Viollet-le-Duc nach seinen Vorstellungen ausbauen.
Nach seinem Tod führte dessen Schwiegersohn die Bauarbeiten weiter, bis auch dieser 1884 verstarb. Ganz fertig geworden ist der Bau nie, doch mit seinen acht Wehrtürmen, der Zugbrücke und dem Zwinger ist es ein Paradebeispiel für eine Burg. Es wird erzählt, dass sich hier der bayerische Märchenkönig Ludwig II. bei einem Besuch Inspirationen für sein Traumschloss Neuschwanstein geholt haben soll.
Château de Fontainebleau, die kaiserliche Residenz
Das Schloss wurde im 12. Jahrhundert erbaut und kann sich als einziges rühmen, seit sieben Jahrhunderten ohne Unterbrechungen bewohnt worden zu sein. Egal, welche französische Dynastie an der Macht war, sie alle haben in Fontainebleau residiert. Dementsprechend opulent ist die Ausstattung des knapp 1.500 Räume umfassenden Schlosses.
Vor allem Napoleon hatte eine besondere Beziehung zu diesem Ort. Gleich nach der Französischen Revolution ließ er das Schloss neu möblieren und bezeichnete es in seinen Memoiren als „wahre Heimat der Könige“. So ist es kaum verwunderlich, dass Napoleon auch in Fontainebleau abdankte. Am 20. April 1814 sprach er im sogenannten „Hof des Weißen Pferdes“ in seiner berühmten Abschiedsrede zu seinen Soldaten. Dieser Hof ist seither auch als „Hof des Abschieds“ bekannt. Seit 1981 gehört Fontainebleau zum UNESCO-Weltkulturerbe und spiegelt auf einmalige Art das Leben des französischen Hochadels wider.
Die schönsten Burgen und Schlösser Frankreichs im Loiretal
An der Loire im Westen des Landes liegen viele der bekanntesten Schlösser und Burgen in Frankreich. Bei deiner Reise entlang des Flusses wirst du aber auch einige unbekanntere Anwesen entdecken, die dich ebenso in ihren Bann ziehen werden.
Château de Chambord: ein Meisterwerk der Renaissance
Zunächst war Chambord ein bescheidenes Jagdschloss, doch König François I., der in seiner Jugend oft in dieser Gegend gejagt hatte, ließ das Schloss nach seiner Thronbesteigung abreißen und neu aufbauen. Die Bauarbeiten begannen im Jahr 1519. Zwar hielt sich François mit seinem Hofstaat oft zur Jagd hier auf, doch die Fertigstellung erlebte er nicht mehr. Ludwig XIV. ließ das Schloss 1547 vollenden.
Château de Chambord, zwischen Blois und Orléans gelegen und ca. 5 km von der Loire entfernt, ist ein architektonisches Meisterwerk der Renaissance. Gerüchten zufolge hat sich der Baumeister von Leonardo da Vinci inspirieren lassen. Eine Tatsache ist auf jeden Fall, dass das Schloss das größte im Loiretal ist und mit seinen zahlreichen Türmchen und Treppen einen wahren Hingucker darstellt. Auf den Dachterrassen kannst du dich fühlen wie ein König oder eine Königin und den herrlichen Ausblick genießen.
Château de Chenonceau: geballte Frauenpower
Dieses Wasserschloss am Fluss Cher beeindruckt durch seine unkonventionelle und originelle Architektur. Imposante Brücken verbinden es mit dem Festland. Katherine Briçonnet, eine französische Adelige, ließ das Schloss, das auch als „Schloss der Damen“ bekannt ist, 1513 erbauen. Nach Katherine Briçonnet lebte hier Diane de Poitiers, Geliebte von König Henri II. Doch nach dessen Tod beanspruchte seine Ehefrau, Catherine de Medici, das Schloss für sich und die Rivalin musste nach Chaumont umziehen. Beide Damen hinterließen ihre Spuren in Chenonceau in Form von schön angelegten Rennaissancegärten. Später gelangte Chenonceau in den Besitz der Familie Dupin. Louise Dupin etablierte einen literarischen Zirkel im Schloss, der illustre Gäste anzog.
Neben anderen Berühmtheiten seiner Zeit war auch Voltaire oft dort zu Gast. Es heißt, dass Madame Dupin wegen ihres freundlichen Umgangs mit der Bevölkerung das Schloss, das im Ort Chenonceaux liegt, vor der Zerstörung während der Französischen Revolution gerettet hat. Bei deinem Besuch kannst du neben einer beeindruckenden Gemäldesammlung auch seltene Wandteppiche aus dem 16. Jahrhundert bewundern. Ein Highlight ist das Labyrinth im Park. Wenn du es geschafft hast, wieder herauszufinden, kannst du dich im Restaurant im Schlosspark mit Speisen und Getränken stärken. Chenonceau gehört zu den meist besuchten Schlössern Frankreichs.
Château de Chaumont überwacht das Loiretal
Das Schloss thront ca. 40 m über der Loire und ist nicht nur eines der wenigen Schlösser, die direkt am Fluss liegen, sondern auch das am höchsten gelegene in der Gegend. Graf Odo I. von Blois ließ es im 10. Jahrhundert erbauen, um die Grenze zwischen den Grafschaften Blois und Anjou zu überwachen. 1464 wurde es von König Ludwig XI. abgebrannt, weil der damalige Besitzer Pierre d’Amboise eines Komplotts gegen den Adel bezichtigt wurde. Doch d’Amboise konnte die Gunst des Königs zurückgewinnen und das Schloss wurde wieder aufgebaut. 1560 kaufte es Catherine de Medici.
Es heißt, dass ihr Hofastrologe einen Turm neben ihren Gemächern als Observatorium nutzte und ihr dort mithilfe eines magischen Spiegels die Zukunft vorhersagte. Wie bereits erwähnt, wurde Diane de Poitiers, die Mätresse von Henri II., nach dessen Tod von de Medici gezwungen, hier zu leben. Die sogenannten „historischen Gemächer“ gehören zum Pflichtprogramm, wenn du das Schloss besuchst. Zu ihnen zählen die Privatgemächer Catherine de Medicis sowie Diane de Poitiers.
Chaumont gehörte zu den ersten Schlössern mit fließendem Wasser. Sehenswert ist auch der Garten, in dem seit 1992 alljährlich von Juni bis Oktober die internationale Gartenschau von Chaumont stattfindet. Weitere Highlights sind interaktive Gärten, wie der Gemüsegarten, das „kleine Nebeltal“ sowie der Garten der Kinder. Diese Gärten sind auch außerhalb der Gartenschau geöffnet und stehen bei den Besuchern hoch im Kurs.
Château de Cheverny: Geschichte hautnah erleben
Schloss Cheverny im Loiretal nimmt unter den schönsten Schlössern Frankreichs eine Sonderstellung ein: Es ist das einzige Anwesen, das seit mehr als 600 Jahren im Besitz derselben Familie ist. Erbaut wurde es 1624 von Graf Henri Hurault auf den Überresten der Burg, die zuvor dort gestanden hatte. Etwa um 1640 hatte sich Diane de Poitiers, die uns mittlerweile wohl bestens vertraut ist, in den Kopf gesetzt, das Schloss zu kaufen. Nachdem es Hurault wieder zurückgekauft hatte, wechselte es erneut den Besitzer.
Erst 1825 holte Victor Hurault, ein Nachkomme Henris, das Schloss wieder zurück in den Besitz seiner Familie. 1922 entschied sich Philippe de Vibraye, ein Großonkel des heutigen Besitzers, das Schloss für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen und war damit ein Vorreiter. So gelang es ihm, die Kosten für die Unterhaltung des Anwesens zu decken. Das ist sicher ein Grund, warum das Mobiliar und die Ausstattung der Räume bis heute in ausgezeichnetem Zustand sind.
Die heutigen Bewohner, die markgräfliche Familie de Vibraye, leben im rechten Flügel, der Rest kann von Besuchern besichtigt werden. Neben wertvollen Kunstschätzen und Wandteppichen gibt es auch eine Hundezucht und wunderschöne Gärten zu bewundern. Ein heißer Tipp: Fans der Comic-Reihe „Tim und Struppi“ dürfte das Anwesen bekannt vorkommen. Der Zeichner hat sich vom Schloss inspirieren lassen und es in seinen Zeichnungen zur Heimat von Tim und seinen Freunden gemacht. Seit 2001 ist die „Tim-und-Struppi-Ausstellung“ ein weiteres Highlight auf Schloss Cheverny.
Château d’Ussé, das Dornröschenschloss
Das prachtvolle Schloss in Rigny-Ussé wurde 1424 von Jean de Bueil erbaut und sieht wirklich wie ein Märchenschloss aus. Es ist von einem Wassergraben umgeben und nur über die Zugbrücke zu erreichen. Zwar hat in den Gemächern nie ein König übernachtet, doch das Schloss und seine Ausstattung sind wahrhaft königlich. Du solltest dir hier unbedingt den Wachsaal ansehen, der mit der „Trompe-l-œil“-Decke ein wahrer Hingucker ist.
Die gesamten Möbel im Königszimmer stammen aus dem Jahr 1770. Zu besichtigen sind auch die Keller, die in schweren Zeiten als Zuflucht für die Bevölkerung gedient haben. Von dort gab es geheime Fluchtwege in den nahegelegenen Wald von Chinon. Als der französische Dichter Charles Perrault im 17. Jahrhundert das Schloss besucht hat, soll er zu seiner Version des Märchens Dornröschen inspiriert worden sein. In den Wehrgängen des Château d‘Ussé wird das Märchen mit Wachsfiguren dargestellt.